F1 Bahrain – Willkommen in Absurdistan

Einige Freunde meinten, wir sollten nicht nach Sakhir fahren, es wäre unsolidarisch mit der Protestbewegung. Ich denke, man kann auch anders seine Sympathie für die Demokratie zeigen. Wir sind also trotzdem gefahren. Auf dem Hinweg standen alle paar hundert Meter Polizisten mit Gewehren in der Hand. Ob das gute Bahrain Reklame ist? Der gesamte F1 ist ein PR Desaster für die Regierung. Unsere Mütter beschwören uns seitdem, das Land zu verlassen, selbst entfernte Freunde erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden, man habe gerade in der Tagesschau gesehen … So schafft es die Regierung, alte Freunde wieder zu sprechen!

Auf dem Hinweg gab es in Sakhir drei Fahrzeugkontrollen. Was kontrolliert wurde, ist nicht klar. Das Auto vor uns hatte einen Riesenrucksack im Kofferraum, der wurde nicht kontrolliert.

Wir hatten riesige, wahrhaft überdimensionierte, Aufkleber für den Parkplatz. Jeden Tag einen anderen. P14. Trotz Ausschilderung gab es unseren Parkplatz nicht. Die anderen Parkplätze verweigerten uns die Auffahrt. Nach langen Palaver durften wir auf P12 stehen. Dann suchten wir den Eingang. Deutschsprechende Rothemden (F1 Mitarbeiter, die überall rumstanden, schickten uns in die falsche Richtung: „Innen kennen wir uns perfekt aus, draussen gar nicht. Der Veranstalter kennt sich nirgendwo aus!“) Innen können wir nicht zu unserem Platz, dem University Grandstand. Wir müssen aussen langlaufen. Das ist Quatsch, es geht innen auch, wie wir später feststellten. Arabische Gelbhemden schickten uns zu einem Shuttlebus, der uns dann schnell zu dem geschlossenen P14 fuhr, von dem wir bequem zu unserem Eingang gelangten.

Vor dem Eingang war eine Sicherheitskontrolle, die deutlich schärfer war, als am Flughafen. Die Handtasche meiner Frau wurde zweimal komplett durchsucht. Selbst zwischen Tempotüchern wurde nachgeguckt! Gottseidank schmuggelte sie diesmal keine gefährlichen Briefmarken und wir durften passieren. Gut, dass niemand sonst rein wollte, wir waren die einzigen und es dauerte 10 Minuten. Wenn Andrang ist, dann wird es dauern!

Auf dem Weg zu unserem Platz wurden unsere Tickets 3x kontrolliert. Angekommen auf unserer Tribüne waren wir die einzigen Gäste und ca. 20 Gelbhemden. Alles leer! Niemand da.
Ich las in der Zeitung, das alle Hotels ausgebucht sein und verstand nichts. Abends kontrollierte ich kurz ein Hotelportal, 71 Hotels ab 60 Euro frei, fünf freie 5 Sterne Hotels ab 200 Euro.

Mein Sitz war defekt, er hing auf einer Seite runter. Das war nicht so schlimm, wir hatten ja ca. 1000 andere Sitze zur Verfügung.

Die gegenüberliegende Leinwand war leider sehr klein. Man konnte zwar teilweise sehr schön sehen, was passierte, jedoch konnte man keine Information lesen, da diese zu klein war. Es gab eine Lautsprecheranlage, diese wurde nicht benutzt. Man war so ein wenig allein gelassen. Wir waren noch nie bei einem F1 Rennen.

Ganz erstaunlich die Preise für Getränke. Wasser 500 fils (1 Euro), ebenso Fruchtsaft. Cappuccino (in guter Qualität, aber klein) 2 BD (4 Euro).

Auf der – für uns angenehm – leeren Tribüne hatten wir unseren Spaß. Selbst diese „kleinen“ Porsche sind aber laut. Falls Sie hingehen, nehmen Sie sich Ohrenschützer mit! Und rechnen Sie mit mindestens einer halben Stunde für die Sicherheitskontrollen.

Am Abend gab es ein schönes Feuerwerk. Das erste, dass ich in Bahrain in 7 Jahren sah.

Zur gleichen Zeit gab es am Budaiya Highway eine große Demonstration mit ca. 150.000 Teilnehmern. Diese endete – leider wie so häufig – unfriedlich. Wie immer nennt jede Seite andere Gründe.
Auch für heute sind Demos angekündigt. Und heute ist auch wieder volles Programm in Sakhir. Wir werden am Nachmittag wieder dabei sein.

Am letzten Tag, an dem es etwas voller war, unsere Tribüne ca. 20 %, gab es fast keine Kontrollen mehr, da es Andrang gab.  Jeder hätte alles mitnehmen können. Sebastian Vettel führte von Anfang bis Ende. Auch – oder – weil es so leer war, war dee GP für uns angenehm.

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