Sie sind Ausländer und der Unfallgegner ist Bahraini? Der Gegner ist schuldig? Die Polizei wird herausfinden, dass Sie schuldig sind. Leider kein Einzelfall!
Auf dem Weg nach Hause sind wir gestern Abend über den Burgerland Kreisverkehr gefahren. Aus Seef kommend, fuhren wir auf der ganz rechten Spur von drei Spuren und ich zeigte mit meinem linken Blinker an, dass ich Richtung Isa Town wollte. Auf Höhe der Rampe zum Seef Highway Richtung Zallaq knallte es. Ein Nissan Altima 2.5 ist uns kräftig in den linken Kotflügel gefahren. Er wollte wohl Richtung Zallaq und hat weder mein weißes Auto, noch das Blinken gesehen. Niemanden ist etwas passiert, nur Blechschaden.
Wir fuhren dann rechts ran. Der junge Bahrainische Fahrer bat mich, alles ohne Polizei zu Regeln. Sein Auto sei zwar versichert, aber nicht registriert, also ohne TÜV. Wie das geht, ist mir ein Rätsel. Ich muss immer beides machen. Jedes Jahr. In Bahrain kommt nicht die Polizei zu einem Unfall, sondern Sie müssen zur Polizei fahren. Wir verabredeten dann, dass wir zur Polizei fahren. An der Exhibition Road Polizeistation angekommen, hatte wohl seine Frau mit Verwandten telefoniert und meinte, sie seien ja gar nicht schuld. Ich sei vor ihr Auto gefahren, da ich nicht abgebogen bin.
Wir warteten dann länger auf dem Revier und dann waren wir dran. Der Polizist Sadiq J. S. behauptete gleich, ich sei Schuld, da ich auf einer Rechtsabbiegerspur geradeaus gefahren bin. Ich lachte ihn aus. Nun schaltete sich sein Chef, der neben ihm sass, ein. Also, wenn ich jetzt nicht kleinbeigebe, muss ich als Verursacher 100 BD zahlen. Aber, Bruder nannte er mich („Brother“), wenn ich jetzt gehen würde, wäre alles okay. Ich war sichtlich empört. Seinen Namen und seine Dienstnummer wollte er mir nicht sagen.
Der Unfallverursacher und ich bekamen nun einen Zettel, wo wir unsere Versionen aufschreiben müssen. Die Version des Unfallverursachers diktierte der Polizist Sadiq J S. Wort für Wort. Der Unfallgegner gab also zu Protokoll, was der Polizist ihm vorsagte. In unserem Beisein! Skurril. Man hat das Parteiische nicht verborgen, sondern demonstrativ gezeigt.
Dann hielt Polizist Sadiq mir einen Skizze vors Gesicht und bat mich, unsere Autos einzuzeichnen. Er behauptete, auf der Fahrbahn waren Pfeile angebracht und ich hätte mich auf einer Rechtsabbiegerspur befunden und damit sei ich schuldig. Ich wollte das in dem Moment nicht ausschliessen, dass ich Pfeile auf der Fahrbahn übersehen hätte, aber sagte, dass trotzdem ein aufmerksamer Fahrer nicht in mein Auto gefahren wäre. Blablabla, sagte der Polizist. Ich rief nun unsere arabische Firmenanwältin an. Sie diskutierte mit den Polizisten am Telefon.
Die Polizisten wurden nach vier Telefonaten deutlich netter. Nach drei Stunden wurde uns gesagt, dass ich gehen darf, ohne was zu zahlen und mich übermorgen im Polizeirevier Nabih Saleh Police Station zu melden habe. Auf dem Nachhauseweg fuhren wir am Burgerland Kreisverkehr vorbei. Es waren keine Markierungen auf der Fahrbahn, die die Richtung anzeigte! Auch keine Schilder, die etwas vorschrieben. So eine Schweinebande!
Da ich keinen Nerv habe, mich wieder mit dieser Art von Polizei rumzuschlagen, bat ich unsere Anwältin hinzugehen. Sie ist selber Bahraini und kann damit gut umgehen. Sie ist allerdings Wirtschaftsanwältin.
Nun war heute unsere Anwältin bei der Polizei und hat uns vertreten. Der Polizei-Hauptmann der übergeordneten Dienststelle erklärte: In einem dreispurigen Kreisverkehr muss derjenige, der die rechte Spur benutzt – auch wenn es keine Markierungen oder Schilder gibt, die das anzeigen – rechts abbiegen. Das Fahrzeug der mittleren Spur hat die freie Wahl zwischen zwischen rechts abbiegen und geradeausfahren. Der Fahrer der inneren, linken Spur muss links fahren. Ich sei also Schuld. Wo das stünde? Nirgendwo, das ist aber seine Erfahrung.
Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: Ich erkläre mich einverstanden und meine Versicherung zahlt den Schaden des Verursachers oder die Polizei übergibt die Sache der Staatsanwaltschaft (Public Prosecution) zwecks Verfolgung. Wenn ich dem widerspreche gibt es einen Gerichtstermin. Ich habe die erste Wahl angenommen. Das widerspricht zwar meinem Gerechtigkeitsempfinden, spart mir aber vermutlich 50 -100 Stunden Zeit, sowie Rechtsanwaltskosten etc.
Das nächste Mal würde ich mir gleich vor Ort alles geben lassen, was er dabei hat und das Versprechen, dass er den Rest später zahlt. Was vermutlich nie passieren wird.
Leider kann meine Anwältin für mich nicht unterschreiben, weil sie dafür eine notarielle POA benötigt! Also fahren wir am Folgetag zur übergeordneten Dienststelle in Nabih Saleh. Chef dort ist Hussain al Haddad. Ich zeige ihm die Zeichnung, die sein Ministerium veröffentlichte.
Danach wäre ich auf der falschen Spur gewesen. Der Verursacher aber auch. Und sicher darf man nirgendwo in der Welt jemand anders dann reinfahren, wie der Verursacher gegenüber unserer Anwältin im Beisein des hohen Polizeioffiziers unwidersprochen äusserte. Mir gegenüber faselte al Haddad dann, das der Kreisverkehr nur zweispurig war (falsch) und sowieso dort aufgrund von Fahrbahnmarkierungen (falsch – sind keine an dieser Stelle) andere Rechte gelten. Ich müsse nicht akzeptieren, dann entscheidet der Staatsanwalt bzw. danach das Gericht. Ich unterschrieb und musste 10 + 6 Dinar Strafe zahlen (knapp 40 €)
Meine Empfehlung: Wenn Ihr Schaden nicht so groß ist und Sie sich elend lange Nervereien und Unverschämtheiten seitens der Polizei ersparen wollen, fragen Sie nach cash vom Verursacher und ansonsten verfolgen Sie es nicht weiter. Mein Schaden ist ca. 250 BD, ich hätte gleich zustimmen sollen, alles privat zu machen. Jeder BD, der dann kommt, wäre ein Gewinn zur Verlustmaximierung. Wenn Sie ein teures Auto haben, wäre eine Vollkaskoversicherung gut. Aber dann müssen Sie sich 100 % mit der Versicherung streiten.
Sollten Sie ein teures Auto und / oder eine Vollkaskoversicherung haben, müssen Sie immer zur Polizei. Wichtig: unterschreiben Sie nichts, was Sie nicht verstehen. Sagen Sie, Sie kommen morgen mit einem Anwalt wieder. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Sollten Sie lokale Freunde haben, bitten Sie diese um Hilfe. Sie brauchen nichts zu unterschreiben, wenn Sie nicht wollen. Sie kommen auch nicht in den Knast, wie der Polizist gerne behauptet, wenn Sie nicht unterschreiben.
Die Übersetzungen der Polizisten aus dem Arabischen erwiesen sich später häufig als Schuldeingeständnisse. Bei schweren Verstössen auf jeden Fall sofort einen Anwalt hinzuziehen!
Alles Ärgerlich. Ich hätte nie gedacht, dass sich die Polizisten so fies verhalten würden. Noch vor 13 Jahren, als ich nach Bahrain zog, waren wir Europäer in Bahrain sehr beliebt. Das hat sich nun geändert. Ich weiß nicht, warum. Es wird Zeit, das Land zu verlassen. Es haben ja schon so viele mittlerweile diesen Schritt getan.
Es empfiehlt sich in Bahrain, ein vernünftiges Auto zu fahren, dass einen Unfall gut übersteht. Asiatische Autos scheinen da eher nicht so toll zu sein.
Ach so: Wenn Sie Alkohol getrunken haben, gelten Sie automatisch als schuldig. Es besteht 0,0 Promille. Bei einem Unfall kommen Sie auch erst einmal ins Polizeigewahrsam und werde am Folgetag dem Richter vorgeführt. Wenn weiter nichts passiert ist, bekommen Sie einen Monat Gefängnis, nach einem Unfall zwei. Bei Personenschaden entsprechend mehr. Es gelten die neuen Verkehrsregeln.